SSG Lübbenau I – SV Senftenberg
Spieltag 02.06.2024
Aufstiegsspiel zur Landesliga
Unsere Schachfreunde aus Lübbenau hatten für den letzten Punktspieltag alles perfekt angerichtet. An jedem Tisch und Brett befanden sich persönliche Namenskärtchen und selbst an die möglichen Ersatzspieler wurde gedacht. Sogar die Partieformulare waren mit Senftenberger Emblem vorbereitet. Es gab frischen Kaffee und es konnte losgehen.
Neben der Anspannung um die Brisanz des letzten und entscheidenden Punktspiels war auch eine gewisse Lockerheit zu spüren. Wir waren eben zu Gast bei Freunden. Die Ausgangslage war klar. Lübbenau führte mit einem Mannschaftspunkt und ein 4:4 würde Ihnen zum Aufstieg reichen. Also mussten wir gewinnen, trotz eines Brettpunktes mehr. Unsere Gastgeber traten in Bestbesetzung an. Wir versuchten unseren Joker Mario zu aktivieren, was leider nicht klappte. Trotzdem waren auch wir mit unseren ersten 8 an den Brettern.
Die Mannschaftstaktik erlaubte dem ML mit Schwarz am 6. Brett ein Remis nach 1 ¾ Stunden. Kurz danach schoss uns Manfred an 7 in Führung. Mit Weiß brachte er im Sizilianer seinen Gegner sehr in Bedrängnis und SF Schefter übersah prompt eine gute Verteidigungsmöglichkeit.
Nach 2 ½ Stunden sah alles gut aus, nur Peter stand etwas gedrückt. Eine Dreiviertelstunde später verdichtete SF Erlach aus Lübbenau seine kleinen Vorteile Stück für Stück zum vollen Punkt. Schade, denn das sah lange Zeit nach einem Remis für Andreas an 3 aus.
Es wurde verbissen gekämpft und nach 3 ½ Stunden begannen für einige Spieler schon die Zeitnotphasen. Auch für Torsten am 8. Brett. Ich wähnte ihn schon auf der Siegerstraße. Fast alle gegnerischen Figuren mussten sich auf die Grundreihe zurückziehen. Welche Variante führt zum Gewinn? Leider reichte es nicht und nach 40 Zügen und über 4 Stunden blieb ein verlorenes Endspiel. 1 ½ : 2 ½
Unser Rückstand erhöhte sich sogar noch, da Peter an 4 seine Stellung nicht halten konnte. Zwischenzeitlich konnte er im Endspiel etwas Gegenspiel kreieren, übersah dann aber eine kleine Taktik. Respekt an den Gegner der nie locker lies und den vollen Punkt unbedingt wollte.
Trotzdem waren 4 ½ Punkte immer noch möglich. Ich glaubte fest daran, da unsere 3 Spieler sehr gut standen. Dann übersah Max am 5. Brett mit Sekunden auf der Uhr einen einfachen Figurengewinn. Trotzdem blieb er ruhig und hatte immer noch eine Gewinnstellung.
Langsam merkte man die große Spannung auch im Spiellokal. Gefühlt bei 40° ging es in die Entscheidung. 4 ½ Stunden und 3 Partien liefen noch. Am Spitzenbrett verkürzte Klaus-Dieter dann zum 2 ½ : 3 ½. Was für eine feine und großartige Energieleistung gegen so einen spielstarken Gegner. Zuerst konnte er einen schwarzen Springer ins Abseits stellen, einen Bauern mitnehmen, um dann am anderen Flügel seinen Anton-Freibauern in Bewegung zu setzen. Ich hatte den Eindruck, dass Schwarz in Zugzwang war, keine Figur mehr ziehen konnte. Schach auf sehr hohem Niveau. Torsten blieb nur noch die Aufgabe. Wenn man mit 7 aus 9 am 1. Brett nicht zufrieden ist, wisst ihr um den Anspruch und Ehrgeiz unseres IM in Lauerstellung.
Noch 2 Partien. Jens am 2. Brett spielt eine hervorragende Saison. Er spielt immer auf Gewinn, auch mit Schwarz. Gegen SF Jandke suchte Jens nach Einbruchmöglichkeiten in die weiße Blockade. Nach 4 Stunden gelang das auch mit der Dame und einem gewonnenen Bauern. Der Gegner drohte seinerseits an beiden Flügeln. Nach der Zeitkontrolle war ein Dauerschach zu wenig und so lies sich Jens auf höchstes Risiko ein. Weiß drohte jetzt selbst Matt. Mit Sekunden auf der Uhr war das alles nicht mehr genau zu berechnen und Jens willigte ins Remis ein. Was für ein Kampf über fast 5 Stunden.
Damit hatte Lübbenau die angepeilten 4 Punkte und ist verdienter Aufsteiger zur Landesliga.
Aber eine Partie lief immer noch. Max konnte nach einer enormen Energieleistung SF Schinagl niederringen. Ich glaube die Aufgabe war eine der leichtesten Übungen von Horst.
Endstand 4:4 und Gratulation an Lübbenau.
Fazit: Vom Kampfgeist seiner Kollegen kann sich der ML eine große Scheibe abschneiden. Unseren ersten 2 Brettern mit Klaus-Dieter (7 aus 9) und Jens (7 aus 8) konnten wir nicht Schritt halten. Trotzdem haben wir Platz 2 erreicht und das beste Ergebnis seit langem hingelegt. Das wurde danach noch ausgelassen im eigenen Spiellokal gefeiert.
Die Saison ist aber noch nicht zu Ende. In 1 Woche geht es zum Pokalfinale nach Potsdam.
ML Daniel Richter