4. Runde Landesklasse Süd 2022/23

Forst II – SV Senftenberg (27.11.2022)

Vor der ersten schachlichen Winterpause seit dem ich denken kann, verschlug es uns an den Rand Brandenburgs…in die Stadt der Rosen: Forst. Mit zusammengewürfelter internationaler Besetzung ist Forst immer eine der großen Unbekannten in der Liga, auch mit ihrer zweiten Vertretung. Zwar leicht dezimiert und in Abwesenheit erfahrener Stammkräfte, machten wir uns also auf den Weg um den aktuell ersten der Liga zu ärgern. Gespickt mit dennoch viel Erfahrung, sittlicher Reife und sehr viel jugendlicher Frische, rechnete ich uns gewisse Chancen aus gemäß David gegen Goliath. Und die Stellungen sahen für uns zur Halbzeit überwiegend auch ganz vielversprechend aus. Doch dann ging es Schlag auf Schlag:

Max an Brett 6 spielend ist in einen Doppelangriff auf b7 und f7 hineingeraten, was ihn nicht nur einen Minusbauern einbrachte, sondern auch eine Bauernruine. Trotz Mehrbauer war sein Gegner nicht auf Figurenabtausch geeicht, was in Chancen für Max und einem Quallengewinn nach Springerschach auf c2 mündete. Durch eine jedoch ungünstig gewählte Bauernkonstellation am Königsflügel, war Max sein auf h7 geparkter Läufer leider abgemeldet und die Dominanz der gegnerischen Läufer konnte sich in voller Blüte entfalten. Und schwupps war auch dann schon ein gegnerischer Bauer auf der siebten Reihe. So siegessicher der Gegner war, so abrupt endete auch das Schachabenteuer nach einem eigentlich leicht abzuwehrendem Schach, dann doch tödlichen Damenkuss für den weißen König. Ein glücklicher Sieg, der den Minuspunkt des leider unbesetzten Brettes gut wettmachte.

Zu der Zeit trugen meine Bemühungen am Schachbrett auch schon erste Früchte, auch auf der gegnerischen Schachuhr. Naja eigentlich zerpflückte mein Gegner sich selbst indem er mir zu viel erlaubte. So stand nach großer Rochade ein Springer auf f5, die Dame auf d4, ein angriffslustiger Bauer auf e4, der Springer auf c3 und ein Läufer auf g3 in Lauerstellung – um nur einiges zu nennen – auf meiner Habenseite. Und der Gegner, der hat nach h6 und g5 eine richtige Wanderroute für seinen König, auf f8 stehend, geschaffen. Da war klar, dass diese Freizügigkeit auf Dauer nicht risikofrei war und kurz vor Blättchenfall des Gegners im Damenmatt auf h8 das Happy End fand.

An Brett 2 entwickelte sich zu dieser Zeit ein zweischneidiges Spiel. Marco, mit Schwarz spielend, griff nicht nur zielgerichtet am Damenflügel an, sondern schielte mit seinem Läufer auf b7 auch in Richtung gegnerische Rochadestellung. Leider gab es da noch die kleinen Sorgenfalten in Sachen gegnerischen Königsangriff, was leider in einer Lxh7 Taktik mit Minusbauern endete. Marco konnte sich zwar in einem anscheinend spielbaren Endspiel retten, aber ein weiterer Bauernverlust machte alle Wunschhoffnungen zunichte.

Mit einer königsindisch-ähnlichen Struktur, sah sich Florian derweil an Brett 3 konfrontiert. Wie immer sehr solide aufgestellt, fand sich Florian nach einer winzigen Ungenauigkeit im Netz möglicher Fesslungsfallen wieder. Nach sehr zeitraubendem Grübeln entschied sich Florian für ein Mehrbauern-Opfer, um zu einem finalen Mattangriff zu blasen. Es sah auch alles sehr durchdacht und zielstrebig aus, bis durch den Fall weiterer Bauern Sand ins Getriebe kam und Florian die Hand hinüber strecken musste.

Aber wir hatten noch sehr heiße Eisen im Feuer. So ging es u.a. auch am Brett von Manfred drunter und drüber. Denn es stand eine sehr exotische Variante der Orang-Utan-Eröffnung mit weißer langer Rochade auf der Tagesstellung. Schnell hat Manfred auch Schwachpunkte in der gegnerischen Stellung ausgemacht, was zu einem Bauerngewinn auf e4 führte. Mit dem Mehrbauern im Rücken strebte Manfred den ruhigen Abtausch der übrigen Schwerfiguren an und versuchte wie eh und je den Gegner am Brett aus zu tanzen, was nach einer verpassten Chance und nach zähem Ring leider in einem Remis endete! Seht selbst…

Weiß: Kc2, Lc1, a3, b5, c4, g3 / Schwarz: Kd7, Ld4, a4, b6,c5, e4, g6

Und so lag es an der Familie Kühn, die Kastanien aus dem Feuer zu holen…und gefühlt sah es auch nach Big Points aus. Und das Brett 7 brannte regelrecht. Felix wie immer gut präpariert, hatte von Beginn an den Gegner an der Angel und konnte einen überzeugenden Quallengewinn für sich verzeichnen. Doch die erst noch kurze Angelschnur wurde mit der Zeit immer länger und länger und der gegnerische Fisch fing an unkontrolliert zu zappeln. Die Bauern wurden auch immer weniger und weniger und so war die Aufgabe einen vollen Punkt mit Turm und Läufer gegen zwei Läufer und einem Mehrbauer einzufahren leider nicht mehr umzusetzen. Dennoch eine sehr unterhaltsame Partie, die Schachherzen und Taktikliebhaber mitreißen lässt.

Bei einem Stand von 3:4 richteten sich nun die Blicke auf das Brett von unserm Senftenberger Gigant. So ließ sich Torsten diesmal nicht in Richtung Zeitnot treiben, sondern spielte kontrolliert seine Züge runter, ohne zu überziehen. Mit zunehmender Zeit wurden die Schwächen im gegnerischen Lager auch immer offensichtlicher: schutzbedürftige Einzelbauern auf b7, d5 und h5. Leider wurde es mit immer weniger werdenden Spielmaterials, auch immer schwieriger den erarbeiteten Vorteil über die Ziellinie zu retten. Nach Turmabtausch, kam es auch hier zu einem nicht einfachen Endspiel bei gleichfarbigen Läufer, aber bei starkem Läufer für Torsten. Knetversuche hier, Knetversuche da, 20 min später noch das gleiche Spiel und es kam einfach keine Gewinnidee über den Weg…Remis. Wer es selbst versuchen will, ohne Computer:

Weiß: Kf2, Lg6, c5, d4, f4, h4 / Schwarz: Kd8, Le8, b7, d5, f6, h5

Fazit: Der Endstand 3.5:4.5 war mehr als wir im Vorfeld erhofft haben, auch wenn zu siegen immer schöner ist. Aber der Mix aus Erfahrung und jugendlicher Frische macht sich langsam bezahlt. Auch wenn die bisherige Ausbeute der Mannschaftspunkte an sich, nicht der Leistung entspricht, die regelmäßig von unserer Mannschaft auf das Schachbrett gezaubert wird. Dennoch, wir schauen mit Zuversicht nach vorn und ich bin mir sicher, dass wir nach der Winterpause alles raus hauen werden was geht. Und in diesem Sinne wünschen wir allen Schachfreunden frohe Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Stellvertr. ML Jens Schneider

Forster SC II4.5 - 3.5Sportverein Senftenberg
Aleksander Kielbratowski0 - 1Jens Schneider
Mariusz Kucharski1 - 0Marco Kesik
Boguslaw Czepczynski1 - 0Florian Rokohl
Andrzej Kielek0.5 - 0.5Manfred Müller
Diethard Heinze0.5Torsten Kühn
Andrzej Rapiej0 - 1Max Leonard Oldenburg
Maciej Kielbratowski0.5 - 0.5Felix Kühn
Grzegorz Kolodziejski+ - -nicht besetzt
PlatzMannschaftSRVMan.Pkt.Brt.PktBerl.Wrt.
1Forster SC II400819.574.5
2ESV Lok Falkenberg I22062092.5
3ESV Lok RAW Cottbus I30161980.5
4Glaskönig Döbern I30161887.5
5Hohenleipischer SV Lok I211515.570
6USV Potsdam II112316.583
7Schachclub Senioren Cottbus I10321569
8Sportverein Senftenberg10321568
9Ludwigsfelder Schachclub I10321149
10SV Königsspringer Herzberg004010.546

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